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Wie behandelt der Tierarzt Vergiftungen?

Bei Vergiftungen besteht die wichtigste tierärztliche Maßnahme darin, das Gift möglichst rasch und vollständig aus dem Körper des Tieres zu entfernen. Tierärzte bezeichnen dieses Vorgehen als „Dekontamination“.

Entgiftung (Dekontamination)

Zur Entgiftung des Tieres stehen dem Tierarzt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Welche er wählt, richtet sich danach, welches Gift das Tier aufgenommen hat.

Entleerung des Magens:

Eine Entleerung des Magens ist nur dann sinnvoll, wenn der Hund oder die Katze das Gift vor weniger als zwei Stunden aufgenommen hat. Voraussetzung ist, dass das Tier bei Bewusstsein ist und feststeht, dass es sich nicht um ätzende Substanzen (Säuren, Laugen) oder Lösungsmittel handelt. Der Tierarzt spritzt dazu ein Mittel, welches Erbrechen auslöst (Emetikum), beim Hund beispielsweise Apomorphin, bei der Katze Xylazin.

Entleerung des Darms:

Ist der giftige Stoff bereits weiter in den Darm des Tieres gelangt, verabreicht der Tierarzt eventuell ein Mittel, welches den Darm schneller entleert. Der Enddarm lässt sich mithilfe eines Klistiers beziehungsweise Einlaufs entleeren.

Giftaufnahme im Magen-Darm-Trakt verhindern:

Um zu verhindern, dass der giftige Stoff vom Darm in den Blutkreislauf des Tieres gelangt, verabreicht der Tierarzt meist Aktivkohle. Diese hat die Eigenschaft, viele Giftstoffe an ihrer Oberfläche zu binden. Das Tier scheidet die Aktivkohle (mitsamt des gebundenen Gifts) über den Darm wieder aus. Allerdings binden bestimmte Gifte wenig an Aktivkohle (z.B. Frostschutzmittel, Laugen, Säuren oder Lösungsmittel).

Beschleunigte Ausscheidung des Gifts über die Nieren:

Befindet sich das Gift bereits im Blutkreislauf des Tieres, besteht eine wichtige Behandlungsmaßnahme zum einen darin, den Giftstoff zu verdünnen. Zum anderen soll das Gift möglichst schnell mit dem Harn ausgeschieden werden. Zu diesem Zweck erhält das Tier Infusionen über die Vene. Gleichzeitig verabreicht der Tierarzt ein harntreibendes Mittel (Diuretikum, z.B. Furosemid).

Gegengift (Antidot)

Gegen manche Gifte stehen Gegenmittel (Antidote) zu Verfügung. Voraussetzung ist, dass das jeweilige Gift bekannt ist. Beispiele für Gifte, für die ein Antidot existiert, sind:

Giftstoff: Amitraz, Antidot: Atipamezol

Giftstoff: Cumarin-Derivate, Antidot: Vitamin K1

Giftstoff: Frostschutzmittel, Antidot: Ethanol (Ethylalkohol)

Giftstoff: Paracetamol, Antidot: Acetylcystein

Giftstoff: E605, Antidot: Atropin

Wichtige Adressen bei Vergiftungen

Wichtige Informationen zu Vergiftungen, sowohl für Tiere als auch für Menschen, erhalten Sie über Giftnotrufzentralen. Im Internet finden Sie unter www.toxinfo.org auch alle Telefonnummern und Adressen regionaler Giftinformationszentren in Ihrer Nähe